Samstag, 23. Juni 2012

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IMI-Analyse 2012/011 - gekürzt in: ak (analyse&kritik) 573

Im Interesse des Nordens

Die Atalanta-Mission führt zur Ausweitung des Kriegs am Horn von Afrika

von: Jonna Schürkes | Veröffentlicht am: 20. Juni 2012

Militarisierung der Region
Angesicht der Tatsache, dass das Piratenproblem weniger auf die Verarmung der somalischen Bevölkerung in Folge einer europäischen Fischerei- und Wirtschaftspolitik sondern auf ein genuin somalisches Problem des „gescheiterten somalischen Staates“ zurückgeführt wird, bildet die EU im Rahmen der Mission EUTM in Uganda seit 2010 jährlich 2000 Soldaten für die somalische Übergangsregierung (TFG) aus. Diese sollen dann gemeinsam mit den Soldaten der Mission der Afrikanischen Union (AMISOM) – die wiederum vor allem von der EU finanziert wird – die TFG dazu befähigen, das Territorium und die Bevölkerung Somalias zu kontrollieren.
Die EU setzt somit vor allem auf repressive Mittel, das Piratenproblem unter Kontrolle zu bringen, was inzwischen sogar in der militärnahen Zeitschrift „Europäische Sicherheit und Technik“ kritisiert wird.[6] Die Ursachen für Piraterie – die Ausbeutung der Fischgründe auch durch europäische Fangflotten vor der Küste Somalias, ein Weltwirtschaftssystem mit verheerenden Auswirkungen vor allem auf die Gesellschaften des Südens und eine „Internationale Gemeinschaft“, die mehr daran interessiert ist, dass Territorien kontrolliert werden, als dass es Gesellschaften gibt, an denen Menschen ökonomisch und politisch teilhaben können – werden nicht angegangen. Vielmehr wird versucht, mit militärischer Gewalt eine der wichtigsten Wasserstraßen offen zu halten, so dass der Wohlstand im Norden erhalten bleibt.

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