Sonntag, 15. Juli 2012

Flut

Wenn ich den ganzen Spuk nochmal versuche zu rekapitulieren, wäre vermutlich jener Zeitpunkt als Wendepunkt auszumachen, als ich mich in meinem jugendlichen Border-Leichtsinn gegen diese Taxeintreiber viel zu lautstark zu Wort meldete, und das dort, wo ich ja nunmal überhaupt gar nix zu melden hatte. Sie kamen wöchentlich in unserer kleinen Bucht vorbei und sammelten die Steuern ein. Nun war es aber so, dass diese kleine Bucht und das Haus meiner Gastfamilie massiv von den hereinbrechnden Meeresfluten bedroht war. Der kleine Hügel auf welchem das Haus stand war schon derart unterspült, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er vom Meer ganz abgetragen sein sollte (was tragischerweise auch mittlerweile geschehen ist!) Eine der Hauptursachen hierfür war das Korallensterben vor der Küste, ohne deren Schutz die Wellen mit voller Wucht ins Land hereinbrachen. Es musste also dringend ein Schútzwall gebaut werden und dafür fehlte der Familie das Geld. Und genau das war es auch, was  ich den Taxeintreibern ungefragt an den Kopf warf, nämlich dass hier bald kein Mensch mehr die Chance hätte, irgendwelche Steuern zu bezahlen und Gefahr im Verzug bestünde. Woraufhin dann meine Name in deren Buch notiert und das Problem weiterhin ignoriert wurde.

Ich schickte also einen Spendenauffruf nach Deutschland und nur wenige Wochen später erhielten wir rund 500 DMark, was für indonesische Verhältnisse schon ein irrsinniger Batzen an Kohle bedeutete. Wir kauften also Steine und Zement und bauten einen, auf lange Sicht aber leider doch recht hilflosen Schutzwall.

Von nun an stand ich unter verschärfter Beobachtung, was mir allerdings erst viel später bewusst wurde, zumal ich mich auch noch darüber echauffiert hatte, dass in so gut wie jedem Haus hier die Portraits der indonesischen Zentralregenten aus Jakarta an der Wand hingen,während die Herren sich selbst doch überhaupt kein Bild von den Menschen im Land und ihrer Not machten.

Seit diesem Tag bakam dann wohl ein anderer Scriptschreiber den Aufrtrag für mein Drehbuch, was ich vor allem daran erkannte, dass plötzlich sehr seltsame Figuren wie aus dem Nichts in unserem Dorf auftauchten und mir meinen schönen Film versauten. Bzw. war natürlich ich selbst es, die sich den Film versauen ließ, denn, wie so so oft, wollte ich es mal viel zu genau wissen und wäre wohl besser gefahren, die gespenstischen Interventionen nun meinerseits einfach zu ignorieren. So erhielten hier, von wem auch immer orchestriert, u. a. ein Paar australische Sunnyboys und ein -Girl ihren hollywoodreifen Auftritt, auf welchen ich heute aber nicht weiter eingehen werde und kann - an diesem Part beiße ich mir nämlich schon seit jahrzehnten die Zähne aus, genauer gesagt beginnt hier meine eigentliche Schreibblockade, derertwegen mein Roman auch bis heute noch nicht von mir fertiggestellt werden konnte.


Land down Under by Big Yellow Mother

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