Donnerstag, 20. September 2012

Die Kunst des Scheiterns

oder: Scheitern als Kunst!

beim Versuch, das zu beschreiben was ich aktuell so alles unternehme, dahingehend meine mich umlauernde Depression täglich aufs Neue auszutricksen, erinnerte ich mich einer ganz wunderbaren Frau, die ich während meiner Jahre im Rheinland kennengelernt habe.

Diese liebreizende Schwester, (ich nennen sie hier jetzt einfach mal Marie) hatte sich erst kürzlich zusammen mit ihren 2 Kindern im Dachgeschoss eines leerstehenden Bürogebäudes eingemietet. Auf der einen Seite der Etage befand sich ihre Wohung und auf der anderen ein großes Atelier, wo sie auch Kurse und Workshops in der Herstellung mystischer Schöpferwesen organisierte. So kreierte sie dort riesisge Figuren, sogenannte Muttergottheiten, die so konzeptiert waren, dass man sich in sie hinein setzen und darin meditieren konnte wie  in einem Mutterschoß - oder einer Höhle im Himalaya. Jede Gottheit hatte ihre ureigenen Attribute und Qualitäten.

 Marie hatte vorher einige Jahre zumammen mit ihrem Mann und den Kindern in einem alten Bauernhaus gelebt, das sie geerbt hatte. Ihrer Beschreibung nach war das aber wohl eher einer Ruine als ein Wohnhaus und sie freute sich, nun endlich mal wieder in beheizten Räumen mit fließend warm Wasser zu leben. Überhaupt war das wohl keine sehr gute Zeit dort und nicht nur ihre Ehe ging den Bach hinunter. Es gab auch große Probleme mit der restlichen Dorfgemeinschaft und so kam es, dass Marie sich letztlich dazu veranlasst fühlte, das kleine Anwesen zu verkaufen. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war dann wohl dieser eine Tag gewesen, als Maries Hund die Schafe des Nachbarn in den Rhein trieb, wo diese allesamt ob ihres schweren Wollvlieses jämmerlich ersoffen.

Und nun lebte sie also in diesem Bürohaus. Und das Geld wurde knapp. Genauer gesagt, waren es höchstens noch 3 Monatsmieten, für die sie aufkommen konnte. Und so fanden wir uns eines Tages bei ihr ein um das Atelier zu räumen und die Göttinen rüber in die kleine Wohnung zu schaffen.Wo dann kaum noch Platz für die restlichen Bewohner blieb. Marie fühlte sich täglich schlechter und zu allem überluss auch noch unattraktiv. So bildete sie sich plötzlich ein, fett und hässlich zu sein, was natürlich völliger Quatsch war und vermutlich einzig und allein dem Platzmangel geschuldet war. Jedenfalls rückte der Tag näher, an dem Marie ihre Situation dem Sozialamt zu offenbaren hatte. Mir bleib vor allem unser letzter gemeinsamer Abend in Erinnerung (also bevor wir dann vom Rheinland an den Bodensee zogen) Marie empfing mich in einem aufreizend glitzernden Bauchtänzerinnengewand, welches sie sich mit ihren letzten Geldscheinen ersteigert hatte. Und in welchem sie das Gefühl hatte, schön zu sein, after all...


Renée - Bellydancer by Zealrecords

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